Goldman & Sachs



mark(us) goldman(n) stammte aus dem kleinen ort trappstadt in unterfranken. hier wurde er am 9. dezember 1821 als ältestes von fünf kindern des viehhändlers wolf goldmann aus zeil am main und seiner frau ella katz oberbrunner geboren. der ort hatte 60 jüdische einwohner, mehr durften sich nicht ansiedeln und mark erhielt so auch keine heiratserlaubnis. armut, die drohende wehrpflicht und die niedergeschlagene revolution taten ihr übriges dazu, dass er und sein bruder simon, wie über eine millionen andere deutsche in dieser zeit, beschlossen, ihr glück in amerika zu suchen. ende 1848 verließen sie mit 150 gulden und einem apfelkuchen ihrer mutter in der tasche trappstadt und fuhren über bremerhaven und london mit der „margaret evans“ nach philadelphia, im zwischendeck, das war am billigsten.

simon machte sich sofort auf den weg zu den kalifornischen goldfeldern, mark blieb in philadelphia, weil er hier zufällig seinen schulfreund joseph sachs aus rödelmaier wiedergetroffen hatte; sie kannten sich aus dem englisch-unterricht beim rabbiner der würzburger synagoge. sachs brachte ihn bei frau müller unter, in der selben deutschen pension, in der auch er selbst wohnte. der sohn von frau müller verkaufte tabak und haushaltswaren in einem laden im erdgeschoss der pension und stellte goldmann an, der von da an mit einem pferdewagen durch die straßen fuhr, müllers waren verkaufte und sein englisch polierte. dann lernte er bertha kennen, die ebenfalls mit nachnamen goldmann hieß, im selben jahr aus darmstadt eingewandert war und nun als näherin und stickerin arbeitete. die beiden heirateten und mark beobachtete, dass immer mehr deutsche einwanderer nach philadelphia kamen, erkannte den potentiellen markt für langlebige billige kleidung, nahm einen kredit von 5 dollar auf und kaufte seiner frau eine nähmaschine.

das klamottengeschäft lief gut, 1852 ließen sie sich einbürgern (mark goldmann änderte seinen namen in markus goldman) und es wurden drei töchter und zwei söhne geboren. doch dann wollte seine bertha nicht mehr im beschaulichen philadelphia leben, ihr mann verkaufte die firma und 1869 zog die ganze familie nach new york um.

warum goldman sich entschied, banker zu werden, ist nicht ganz klar. aber die bedingungen waren gut. der stete zustrom von einwanderern schuf einen wachsenden potenziellen kundenstamm; es gab noch kaum industriestandards und lizenzen, und new york hatte schon erfolgreiche deutschstämmige banker, von denen er lernen konnte. anders als diese aber arbeitete goldman allein und hatte lediglich einen teilzeit-buchhalter. er begann seine neue karriere mit einem schild „markus goldman, banker and broker“, das er vor seinem kleinen kellerbüro neben einer kohlenrutsche in der pine street in manhattan aufhängte. und er fand (s)eine nische. er lief in einem prinz-albert-gehrock morgens durch seinen stadtteil und kaufte schuldscheine von juwelen- und rohstoffgroßhändlern mit einem rabatt zwischen acht und neun prozent auf. die schuldscheine steckte unter das schweißbvand seines hohen zylinders. am nachmittag verkaufte er sie wieder für eine provision von einem halben prozent an banker in der innenstadt. dass geschäft lief hervorragend – weil er bei seinen spaziergängen seine umgebung genau beobachtete, den potentiellen wettbewerb plus potentielle kunden erkannte, und weil er in riskante branchen wie den rohstoffhandel investierte, mit dem sich andere banker nicht befassen wollten und einen vorläufer des handelspapiermarktes für händler entwickelte, die sonst nicht in der lage gewesen wären, zu günstigen konditionen zugang zu kapital zu erlangen.

markus goldman genoß einen tadellosen ruf als geschäftsmann. er arbeitete jahrelang allein und außerhalb des epizetrums der beruflichen und sozialen macht seiner branche. die goldmans gingen in den temple emanu-el, die synagoge einer großen reformgemeinde, und verkehrten privat – bei sonntagsbraten, dem absingen deutscher volkslieder und dem rezitieren deutscher gedichte (die goldman-kinder verbrachten ihre ferien auch immer in bayern bei ihrer großmutter) – vor allem mit der familie von joseph sachs, marks jugendfreund. dessen sohn julius heiratete dann auch goldmans tochter rosa, und sachs’ sohn sam heiratete ihre schwester louisa.

1882, nach seinem 60. geburtstag, bot goldmann familienmitgliedern an, in sein geschäft einzusteigen. nachdem sein sohn henry und der schwiegersohn sam sachs teilhaber geworden waren, änderte die firma ihren namen in „m. goldman sachs“. seinen traum – ein sitz an der new yorker börse – konnte sich markus goldman noch 1896, zu seinem 75. geburtstag, erfüllen. vier jahre später zog er sich aus dem geschäft zurück, acht jahre später starb er. (sein kumpel joseph sachs, der nie im bankengeschäft war, sondern schulleiter, starb übrigens schon 1868 und nicht in den usa, sondern während einer kur in bad kissingen; er liegt auf dem jüdischen friedhof in kleinbardorf in franken.)

und um uns blöde sprüche zu ersparen: das heutige bankimperium hat bis auf den namen mit dem gründer und seiner firmenphilosophie so gut wie gar nichts (mehr) zu tun.

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