Paul Èluard *14. dezember 1895
Freiheit
Auf meine Schulhefte
Auf mein Pult und die Bäume
Auf den Sand auf den Schnee
Schreib ich deinen Namen
Auf alle gelesenen Seiten
Auf alle leeren Seiten
Stein Blut Papier oder Asche
Schreib ich deinen Namen
Auf die Heiligenbilder
Auf die Waffen der Krieger
Auf die Krone der Könige
Schreib ich deinen Namen
Auf den Dschungel und die Wüste
Auf die Nester auf die Ginsterbüsche
Auf das Echo meiner Kindheit
Schreib ich deinen Namen
Auf die Wunder der Nächte
Auf das Weißbrot der Tage
Auf die verlobten Gezeiten
Schreib ich deinen Namen
Auf all meine Fetzen Himmelblau
Auf den schimmligen Sonnenteich
Auf den frischen Mondsee
Schreib ich deinen Namen
Auf die Felder auf den Horizont
Auf die Schwingen der Vögel
Und auf die Mühle der Schatten
Schreib ich deinen Namen
Auf jeden Hauch Morgenrot
Auf das Meer auf die Schiffe
Auf das wahnsinnige Gebirge
Schreib ich deinen Namen
Auf das Moos der Wolken
Auf den Schweiß der Stürme
Auf den dichten faden Regen
Schreib ich deinen Namen
Auf die funkelnden Formen
Auf die Glocken der Farben
Auf die physische Wahrheit
Schreib ich deinen Namen
Auf die munteren Pfade
Auf die entfalteten Straßen
Auf die überquellenden Plätze
Schreib ich deinen Namen
Auf die Lampe die angeht
Auf die Lampe die ausgeht
Auf meine vereinten Häuser
Schreib ich deinen Namen
Auf die halbierte Frucht
Des Spiegels und meiner Kammer
Auf meines Bettes leere Muschel
Schreib ich deinen Namen
Auf meinen gefräßigen und sanften Hund
Auf seine gespitzten Ohren
Auf seine täppische Pfote
Schreib ich deinen Namen
Auf das Sprungbrett meiner Tür
Auf die häuslichen Dinge
Auf das Wallen gesegneter Glut
Schreib ich deinen Namen
Auf jeden sich schenkenden Leib
Auf die Stirn meiner Freunde
Auf jede gereichte Hand
Schreib ich deinen Namen
Auf das Fenster des Verwunderns
Auf die erwartenden Lippen
Hoch über das Schweigen
Schreib ich deinen Namen
Auf meine zerstörten Zufluchten
Auf meine zerfallenen Leuchttürme
Auf die Mauern meines Leids
Schreib ich deinen Namen
Auf die wunschlose Trance
Auf die nackte Einsamkeit
Auf die Treppenstufen des Todes
Schreib ich deinen Namen
Auf die zurückgekehrte Gesundheit
Auf die entschwundene Gefahr
Auf die Hoffnung ohne Erinnerung
Schreib ich deinen Namen
Und durch die Macht eines Wortes
Beginn ich mein Leben neu
Ich bin geboren dich zu kennen
Dich zu nennen
Freiheit.
Liberté
Sur mes cahiers d’écolier
Sur mon pupître et les arbres
Sur le sable sur la neige
J’écris ton nom
Sur toutes les pages lues
Sur toutes les pages blanches
Pierre sang papier ou cendre
J’écris ton nom
Sur les images dorées
Sur les armes des guerriers
Sur la couronne des rois
J’écris ton nom
Sur la jungle et le désert
Sur les nids sur les genêts
Sur l’écho de mon enfance
J’écris ton nom
Sur les merveilles des nuits
Sur le pain blanc des journées
Sur les saisons fiancées
J’écris ton nom
Sur tous mes chiffons d’azur
Sur l’étang soleil moisi
Sur le lac lune vivante
J’écris ton nom
Sur les champs sur l’horizon
Sur les ailes des oiseaux
Et sur le moulin des ombres
J’écris ton nom
Sur chaque bouffée d’aurore
Sur la mer sur les bateaux
Sur la montagne démente
J’écris ton nom
Sur la mousse des nuages
Sur les sueurs de l’orage
Sur la pluie épaisse et fade
J’écris ton nom
Sur les formes scintillantes
Sur les cloches des couleurs
Sur la vérité physique
J’écris ton nom
Sur les sentiers éveillés
Sur les routes déployées
Sur les places qui débordent
J’écris ton nom
Sur la lampe qui s’allume
Sur la lampe qui s’éteint
Sur mes maisons réunies
J’écris ton nom
Sur le fruit coupé en deux
Du miroir et de ma chambre
Sur mon lit coquille vide
J’écris ton nom
Sur mon chien gourmand et tendre
Sur ses oreilles dressées
Sur sa patte maladroite
J’écris ton nom
Sur le tremplin de ma porte
Sur les objets familiers
Sur le flot du feu béni
J’écris ton nom
Sur toute chair accordée
Sur le front de mes amis
Sur chaque main qui se tend
J’écris ton nom
Sur la vitre des surprises
Sur les lèvres attentives
Bien au-dessus du silence
J’écris ton nom
Sur mes refuges détruits
Sur mes phares écroulés
Sur les murs de mon ennui
J’écris ton nom
Sur l’absence sans désirs
Sur la solitude nue
Sur les marches de la mort
J’écris ton nom
Sur la santé revenue
Sur le risque disparu
Sur l’espoir sans souvenirs
J’écris ton nom
Et par le pouvoir d’un mot
Je recommence ma vie
Je suis né pour te connaître
Pour te nommer
Liberté:
youtu.be/PyFnoRrh6Lk
KRITIK DER DICHTUNG
Das Feuer erweckt den Wald
Die Stämme die Herzen die Hände die Blätter
Das Glück in einen Strauß gebunden
Verwirrt sehr leicht schmelzend gesüßt
Ein ganzer Wald von Freunden
Der sich versammelt bei den grünen Fontänen
Der guten Sonne des flammenden Waldes
GARCIA LORCA WURDE HINGERICHTET
Haus eines einzigen Wortes
Und Lippen zu leben vereint
Ein ganz kleines Kind ohne Tränen
In seinen Augäpfeln aus verlorenem Wasser
Das Licht des Künftigen
Tropfen für Tropfen erfüllt es den Menschen
Bis an die durchsichtigen Lider
SAINT-POL-ROUX WURDE HINGERICHTET
Seine Tochter hat man gepeinigt
Eisige Stadt aus ähnlichen Ecken
Wo ich träume von blühenden Früchten
Vom ganzen Himmel und von der Erde
Wie von Jungfrauen die sich entblößten
In einem Spiel das niemals endet
Welke Steine echolos Mauern
Ich vermeide euch um ein Lächeln
DECOUR WURDE HINGERICHTET.
Abb. rechts: éluard, gezeichnet von fernand léger

