Flensburger Ehehygiene

17. dezember 1962. in flensburg, angelburger straße 58, öffnet der erste sex-shop der welt, zwischen einem metzger und einem bäcker. aus furcht, die leute könnten ihr wegen des „schweinkrams“ die scheiben einschmeißen, befolgt beate uhse den rat ihres firmenjuristen und legt die eröffnung in die vorweihnachtszeit, in der hoffnung, die menschen wären dann versöhnlicher drauf und so keine übergriffe zu befürchten. uhse nennt ihn brav „fachgeschäft für ehehygiene“ und zur eröffnung kommen mitarbeiter des bauamtes, der industrie- und handelskammer und nachbarn; die presse hält sich zurück – zu heikel das thema.

der unaufällige shop hat drei räume: in einem steht „aufklärungsliteratur“, im zweiten dahinter werden die „hygiene-artikel“ präsentiert (die alle eine nummer haben, so dass der käufer an der kasse nicht sagen muss : „1x kondome mit noppen feucht“, sondern nur „nr. 23“), der dritte raum ist „zur persönlichen aussprache der kunden mit den erfahrenen mitarbeitern“ gedacht. der sex-shop ergänzt uhses bereits florierenden versandhandel, und für ihn gelten weniger jugendschutzauflagen als für den versand.

anfangs verirren sich nur wenige flensburger hierher, dafür aber umso mehr handelsvertretreter und bald kann uhse ihren zweiten sex-shop in hamburg (foto) eröffnen, gefolgt von frankfurt, berlin (hier erstmals als selbstbedienungsladen), sylt usw. als sieben jahre nach dem start der ladenkette „das modernste großraumgebäude deutschlands“ fertig ist, das uhse sich für ihre firma ebenfalls in flensburg hat bauen lassen, ist der verdruckste name „fachgeschäft für ehehygiene“ verschwunden und selbst der oberbürgermeister lässt sich bei der einweihung blicken und verkündet stolz: „flensburg hat zwei unternehmen mit weitreichender bedeutung: das kraftfahrtbundesamt und beate uhse.“

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