
„Tod dem Nordau, dem Ostafrikaner!“, schreit der 27-jährige Chaim Selig Luban, als er heute vor 120 Jahren, am 19. Dezember 1903 beim Chanukkaball der zionistischen Gesellschaft „Mewasseret Zion“ in Paris zwei Schüsse auf den Zionistenführer Max Nordau abfeuert.
Max Nordau (geboren als Simcha Maximilian Sudfeld), von dem auch der Topos des „Muskeljuden“ als Gegenstück zu den „unbeholfenen und ausgemergelten, hustenden Jammerzwergen des östlichen Ghettos“ stammt, unterstützt, wenn auch widerwillig, den Uganda-Plan, das Angebot der Briten zur Ansiedlung verfolgter Juden am afrikanischen Mau-Plateau (heute Kenia), den man im August auf dem 6. Zionistischen Kongress diskutiert hatte (und auf dem 7. verwarf).
Der russische Student trifft aber daneben (er wird später für psychisch krank erklärt und nicht vor Gericht gestellt) und Nordau schreibt am nächsten tag an Theodor Herzl: „Gestern Abend erhielt ich eine Rate auf die dDankesschuld, die mir das jüdische Volk für meine selbstlose Arbeit in seinem Namen schuldet. Ich sage das ohne Bitterkeit, nur in Trauer. Wie unglücklich ist unser Volk, um fähig zu solchen Taten zu sein“.

