am 1. februar 1968 entstand eines der schockierendsten fotos des vietnamkrieges. der saigoner polizeichef general nguyen ngoc loan tötet vor den laufenden kameras westlicher reporter den gefesselten vietcong-kämpfer nguyen van lem, der zivilisten ermordet haben soll, mit einem fast beiläufig wirkenden schuss in den kopf. dann steckt er seine 38er-smith&wesson zurück ins holster und dreht ohne mit der wimper zu zucken wortlos ab.
es war der zweite tag der nordvietnamesischen teth-offensive und die filmaufnahmen des nbc-kameramannes vo suu, aber noch weit mehr der schnappschuss des amerikanischen fotografen eddie adams gingen um die welt, rüttelten auch die amerikanische öffentlichkeit auf und haben, so kann man sagen, den weiteren verlauf des krieges oder zumindest die stimmung in der amerkanischen bevölkerung mitgeändert. mit diesem foto, mit denen vom my-lai-massaker, von napalm-opfern und agent-orange-entlaubten wäldern, wurden den amerikanern endlich klar, dass dieser krieg nicht zu gewinnen war, dass die vermeintlichen verteidiger von freiheit und demokratie selbst zu terror griffen, und dass auch die eigenen leute völlig sinnlos starben.
eddie adams indes, der den pulitzer-preis für seinen zufallstreffer bekam, wurde nicht recht glücklich mit dem „foto des jahres“. er äußerte gewisses verständnis für loan und fühlte sich mitverantwortlich für das verpfuschte leben des ex-generals, der, nachdem er 1975 in die usa eingewandert war, eine pizzeria aufgemacht hatte und damit pleite ging, als die leute mitbekamen, wer ihnen da die pizza margarita servierte.
adams: „The general killed the Viet Cong; I killed the general with my camera. Still photographs are the most powerful weapon in the world. People believe them, but photographs do lie, even without manipulation. They are only half-truths. What the photograph didn’t say was, „What would you do if you were the general at that time and place on that hot day, and you caught the so-called bad guy after he blew away one, two or three American soldiers?“ General Loan was what you would call a real warrior, admired by his troops. I’m not saying what he did was right, but you have to put yourself in his position. The photograph also doesn’t say that the general devoted much of his time trying to get hospitals built in Vietnam for war casualties. This picture really messed up his life.“

