122 Jahre Lebenszeit

seit dem 12. mai 1990 hält die französin jeanne calment einen weltrekord – mit der längsten zeitspanne, die je ein mensch gelebt hat: 122 jahre und 164 tage. bis dahin war eine deutschamerikanerin, auguste holtz, die rekordhalterin und zwischendurch für kurze zeit die amerikanerin carrie white, deren lebensdaten dann aber als falsch widerlegt wurden. 

jeanne louise calment wurde am 21. februar 1875 in arles geboren und starb am 4. August 1997 in arles. sie war die tochter eines schiffbauers und heiratete einen entfernten cousin, einen vermögenden ladenbesitzer. jeanne musste nie arbeiten und konnte sich ganz ihren hobbys widmen – tennis, radfahren, schwimmen, rollschuhlaufen… erst mit 85 hatte sie mit dem fechten angefangen und rad fuhr sie noch mit 100. nach dem geheimnis ihres alters befragt, meinte calment, der liebe gott habe sie wohl einfach vergessen und vielleicht läge es an dem olivenöl, knoblauch, gemüse und portwein, die sie konsumiere; ansonsten habe sie nie etwas besonders für ihre gesundheit getan. eher im gegenteil, möchte man meinen: jeanne calment rauchte seit ihrem 21. lebensjahr und hörte erst mit 119 jahren wieder auf, nicht etwa aus gesundheitlichen gründen, sondern weil sie erblindet war, sich nicht mehr allein eine kippe anzünden konnte und aus stolz niemand anderen darum bitten wollte; das behauptete zumindest ihr arzt. 
aber schaut man sich die lebensdaten ihrer nächsten verwandten an, so waren auch die recht langlebig – ihre mutter wurde 86, ihr vater 93, ihr bruder 97. während ihre eigene familie weniger glück hatte: jeanne calments mann starb mit 74, nachdem er sich bei freunden an einem dessert aus mit chemikalien verseuchten eingemachten kirschen vergiftet hatte, ihre tochter mit 36 jahren an einer lungenentzündung und ihr enkel ebenfalls mit 36 jahren bei einem motorradunfall. 
die allein gebliebene jeanne verkaufte 1969 ihre große wohnung gegen zahlung einer leibrente an ihren anwalt, der wohl hoffte, sie würde bald sterben. allerdings starb er lange vor ihr und hinterließ seiner witwe die zahlungsverpflichtung.
jeanne calment zog jedenfalls erst mit 110 jahren aus ihrer wohnung aus und in ein altersheim. mit 113 wurde sie international bekannt, nachdem sie behauptet hatte, dass sie als 14-jährige vincent van gogh (den sie hässlich, schmuddelig und unhöflich fand) im laden ihrer verwandten malerleinwand verkauft habe. daraufhin folgten mehrere kurze auftritte in dokumentarfilmen und noch ein jahr vor ihrem tod 1997 sprach sie eine CD „maîtresse du temps“ („herrin der zeit“) ein, auf der sie zu techno- und rap-rhythmen aus ihrem leben erzählte, um für ihr altersheim ein paar kleinbusse finanzieren zu können. das heim trägt heute ihren namen.
2018 stellten zwei russische wissenschaftler, die es für unmöglich hielten, dass ein mensch so alt werden konnte, in der „komsomolskaja prawda“ die steile these auf, dass jeannes tochter yvonne (die ja offiziell 1934 gestorben war) die identität ihrer mutter angenommen habe, um die erbschaftsteuer zu sparen. ein internationales forscherteam aus gerontologen, statistikern und historikern konnte die „verschwörungstheorie“ jedoch widerlegen, mit biogerontologischen wahrscheinlichkeitsrechnungen und mit origaldokumenten aus dem archiv in arles und dem umfeld der familie. nicht zuletzt war es auch äußerst unwahrscheinlich, dass in einer kleinstadt wie arles ein solcher rollentausch nicht sofort aufgefallen und aufgeflogen wäre, zumal neben allen verwandten und bekannten der familie jeannes ehemann und ihr enkel hätten mitspielen müssen, wenn yvonne von da an die ehefrau ihres damals 66jährigen vaters und die großmutter ihres erst siebenjährigen sohnes gespielt hätte. der forschergruppe nach war es eine mischung aus guten genen, einer „entspannten“ lebensweise und glück, die jeanne calment haben so alt werden lassen.

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