
13. märz 1601 (9. Adar II), todestag von mordechai maisel, dem u.a. die gestalt des jüdischen viertels von prag, wie wir es heute kennen, zu verdanken ist. als mäzen und kopf der prager gemeinde ließ er die maisel-synagoge, die hohe synagoge, die klausen-synagoge und das jüdische rathaus bauen und die judenstadt pflastern. maisel schenkte der gemeinde einen teil seines grundbesitzes für die erweiterung des jüdischen friedhofes, finanzierte ein hospital, eine mikwe, ein armenhaus, die chewra kadischa, ein öffentliches bad am moldauufer, vergab stipendien und zinslose darlehen und zahlte lösegelder für jüdische gefangene. „die juden sagen von ihm, wenn die ganze stadt ein schwarzes jahr hat, so ist das seine in milch gekocht“, schreibt leo perutz in „nachts unter der steinernen brücke“ über den begabten kaufmann.
als bankier, berater und finanzier rudolf II. in den türkenkriegen und beschaffer von kunstwerken und luxusartikeln für den hof stand maisel unter kaiserlichem schutz und hatte weitgehende privilegien. nicht einmal die gesetzeshüter waren berechtigt, seine synagoge und sein haus zu betreten oder seine geschäfte zu behindern.
bestattet wurde maisel in der ersten tumba des alten prager jüdischen friedhofs. maisel, der zweimal verheiratet war – mit einer eva lékarz (rofeh) und einer frumet – war kinderlos gestorben und hatte in seinem testament, da ihm das recht zugesprochen worden war, seine erben selbst zu bestimmen, seine beiden neffen shmuel maisel und mosche kafka, die jüdische gemeinde, den kaiser und die stadt prag bedacht. und obwohl rudolf II. bei der beerdigung zugegen war, drangen vier tage später, an einem schabbat, soldaten in maisels haus ein, folterten und inhaftierten seine neffen und konfiszierten im namen der böhmischen kammer maisels gesamtes vermögen in höhe von 545.000 gulden – „zu recht“, denn rudolf II. hatte am tag zuvor heimtückisch den majestätsbrief, in dem maisels rechte festgehalten waren, aus den amtsbüchern entfernen lassen, nicht ohne zuvor noch ein „gutachten“ in auftrag gegeben zu haben, das die gültigkeit seines eigenen majestätsbriefes überprüfen sollte und natürlich zu dem ergebnis kam, dass dieser gegen die gesetze verstoße, da nur adlige in den genuß derartiger privilegien kommen dürften…
mordechai maisels verdienst bleibt es, mit seinem engagement und seiner bautätigkeit nicht nur der prager altstadt zu einer einzigartigen blüte verholfen, sondern auch die prager gemeinde zur zweitgrößten europas (nach rom) gemacht und das phänomen der hofjuden als agenten der europäisch-jüdischen modernisierung vorweg genommen zu haben.
