
am 6. april 1327 sichtet der dichter francesco petrarca bei der ostermesse in der kirche saint-claire in avignon eine junge frau. er nennt sie laura (möglicherweise handelt es sich um die damals 16-jährige frischverheiratete laura de noves auf dem bild, eine vorfahrin des marquis de sade) und verliebt sich so unsterblich, dass er der unerreichbaren bis zur ihrem tod 1348 (sie starb an der pest), also über 21 jahre hinweg, gedichte schreibt, insgesamt 366 sonette. hier ist eins (1620 von martin opitz nachgedichtet):
Ist Liebe lauter nichts, wie, daß sie mich entzündet?
Ist sie dann gleichwohl was, wem ist ihr Tun bewußt?
Ist sie auch recht und gut, wie bringt sie böse Lust?
Ist sie nicht gut, wie, daß man Freud aus ihr empfindet?
Lieb ich gar williglich, wie, daß ich Schmerzen trage?
Muß ich es tun, was hilfts, daß ich solch Trauern führ?
Tu ichs nicht gern, wer ists, der es befiehlet mir?
Tu ich es gern, warum, daß ich mich dann beklage?
Ich wanke wie das Gras, so von den kühlen Winden
Um Vesperzeit bald hin geneiget wird, bald her.
Ich walle wie ein Schiff, das in dem wilden Meer,
Von Wellen ungejagt, nicht kann zu Rande finden.
Ich weiß nicht, was ich will, ich will nicht, was ich weiß,
Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß.
