Kate in Jakutien

kate marsden *13. mai 1859 – kämpfte in jakutien gegen die lepra…

wie kommt eine britische krankenschwester nach sibieren? kate marsden hat zunächst nach ihrer ausbildung in london gearbeitet. mit 18 ging sie nach bulgarien und versorgte verwundete im russisch-türkischen krieg. hier sah sie die ersten zwei lepra-kranken ihres lebens (der lepra-erreger war erst 1873 entdeckt worden und galt zu marsdens zeiten noch als unheilbar und ansteckend, so dass die kranken isoliert wurden und außerhalb der gesellschaft zu leben hatten).

1884 fuhr marsden den langen weg nach neuseeland, um ihre dort lebende kranke schwester zu pflegen und im wellington-krankenhaus die lokale māori-bevölkerung zu versorgen. hier entwickelte sie auch den plan, louis pasteur in europa zu besuchen, sich bei ihm über behandlunsgmögichkeiten der lepra zu informieren und dann mit pater damien in hawaii zusammen zu arbeiten, der sich um leprakranke kümmerte. sie erhielt finanzielle unterstützung für ihre idee. damien starb aber und eigentlich wollte sie dann in die britischen kolonien, um dort lepra zu behandeln und bekam dafür auch unterstützung von königin victoria. doch 1890 wurde sie vom rotem kreuz nach sankt petersburg eingeladen, um eine auszeichnung für ihre engagement im russisch-türkischen krieg entgegenzunehmen und konnte hier die russische zarin marija fjodorowna von ihrem projekt überzeugen.

erst reiste sie noch nach ägypten, palästina, zypern und in die türkei, um die krankheit zu studieren. in konstantinopel lernte sie einen englischen arzt kennen, der ihr von den heilenden eigenschaften eines krauts zu erzählen, das in sibirien wuchs. und so beschloss marsden dorthin zu reisen. ausgestattet mit empfehlungsschreiben von königin viktoria und der zarin, warmer kleidung und viel proviant (u.a. 18 kilogramm weihnachtspudding) machte sie sich 1891 zusammen mit ihrer assistentin und übersetzerin ada field auf den weg nach sibirien. die reise führte sie tausende kilometer, anfangs mit dem zug, dann per schlitten, pferd oder boot durch russland.

in omsk brach ada field die reise wegen der strapazen und weil sie krank geworden war, ab, und kate marsden reiste allein weiter. sie half unterwegs in gefängnissen, verteilte essen an russische gefangene, die auf dem weg in die verbannung waren und doppelte rationen für die frauen, die sie begleiteten. kurz vor ihrem geburtstag im mai kam sie in irkutsk an und bildete mit hilfe des bezirksgouverneurs ein komitee aus ortsansässigen, das die lepra angehen sollte. marsden ritt dann den fluss lena hinunter bis nach jakutsk, wo sie das kraut fand, von dem sie glaubte, dass es die lepra heilen könnte. obwohl es dann nur die symptome linderte, arbeitete sie weiter unter den aussätzigen, die aus den dörfern einfach in die taiga gejagt worden waren und wenn sie nicht an der lepra starben, dann gingen sie dort an hunger, extremer hitze oder kälte oder den mückenplagen zugrunde.

auf dem elf monate dauernden rückweg nach moskau über tomsk und weitere städte traf marsden sich mit politikern, prominenten und geistlichen und überzeugte sie davon, die behandlung der kranken finanziell und medizinisch zu unterstützen. sie begann spenden zu sammeln und den plan einer leprastation zu entwickeln. 

zurück in england veröffentlichte marsden ihre reiseeindrücke, hielt vorträge über die lebensbedingungen der infizierten und den krankheitsverlauf, gründete 1895 eine wohltätigkeitsorganisation, die heute noch aktiv ist (st. francis leprosy guild), kehrte 1897 mit 90.000 rubeln in gepäck nach sibirien zurück und eröffnete in wiljuisk eine kolonie für leprakranke (sosnowka), die erstaunlicherweise die revolution und den bürgerkrieg überstand und bis in die 1960er jahre existierte.

eine richtige anerkennung hat sie für ihren einsatz nicht bekommen. sie hatte zwar viele bewunderer und förderer und war eine der ersten frauen, die in die royal geographical society aufgenommen wurde, aber es gab auch männer, die kate marsden diskreditierten. sie bezichtigten sie des betrugs, mit der begründung, eine frau könne solche strapaziösen reisen nicht bewältigen (trotz aller vorhandenen fotos, zeugenaussagen, der bestätigung ihrer beschreibungen durch geografen etc.); sie bezichtigten sie, gesammelte spenden nicht ordentlich abgerechnet zu haben und englische boulevardsjournalisten und ein englischer geistlicher aus petersburg streuten das gerücht, dass marsdens ihre gute werke nur verrichtete hätte, um für ihre homosexualität zu büßen. marsden erwog eine verleumdungsklage, aber es war die zeit, als gerade oscar wilde den berühmten gerichtsstreit über seine homosexualität verloren hatte und ruiniert war, und kate marsden hatte keine privaten mittel für eine gerichtliche auseinandersetzung und gab auf.  sie verbitterte, war lange jahre krank und starb 1931. 2019 haben bewohner der republik sacha (jakutien) auf dem hillingdon friedhof in london, wo sich kate marsdens grab befindet, ein denkmal für die philanthropin errichtet. und auch in wiljuisk, wo sich noch jahrzehnte nach ihrem aufenthalt die bewohner dankbar an sie erinnerten, gibt es ein denkmal für kate marsden und ist eine straße nach ihr benannt.

Hinterlasse einen Kommentar