Akkordeon-Geburtstag

der 23. mai 1829 gilt als der geburtstag des akkordeons. an diesem tag erhielt cyrill demian zusammen mit seinen söhnen karl und guido in wien das patent (privilegium) für die erfindung eines instruments, das er „accordion“ nannte und das er durch hinzufügen von in akkorden zusammengefassten bässen, die mit einer eigenen klappe gedämpft werden konnten, aus einer ziehharmonika entwickelt hatte. der deutsche christian friedrich ludwig buschmann hatte zwar schon 1822 etwas ähnliches gebaut und die russen reklamierten die erfindung später ebenfalls für sich, aber lieferten keine belege dafür (dafür erfand ein russe, nikolaj beloborodov, 1870 das bajan).

also cyrill demian (1772–1849): er wurde in siebenbürgen geboren, in der stadt szamosújvár (die auch mal gherla, armenepolis bzw. armenierstadt hieß, da sich dort um 1700 aus moldau geflohene armenier niedergelassen hatten), und war auch selbst armenischer herkunft. er kam vor 1805 nach wien, wurde dort orgel- und clavierbauer, hatte seine werkstatt in der mariahilferstraße 43 und wurde vor allem für die exzellenten tafelklaviere geschätzt, die er baute.
demians accordion nun war ein handzuginstrument, das aus einer basstastatur, einer melodietastatur und dem dazwischen montierten faltenbalg bestand, oder wie es in der patenschaft heißt: „welches die form eines kleinen kästchens hat, worin federn auf stahlplatten samt einem blasebalg angebracht sind, und zwar dergestalt, daß es bequem eingesteckt werden kann. es können auf demselben arien, märsche &c., selbst von nichtkennern der musik, nach kurzer übung, und die lieblichsten 3-, 4-, 5- und mehrtönigen accorde nach der einrichtung des instrumentes gespielt werden.“

bis zum ablauf des patents 1834 entwickelte demian noch zahlreiche varianten des instruments (u.a. erweiterte er die anfangs sechs auf zehn tasten, später kamen noch halbtöne sowie sechs bis zehn basstöne für die linke hand hinzu). das instrument war bald so populär, „daß man allenthalben, besonders in den abendstunden, die accordähnlichen töne auf den straßen und promenaden vernehmen“ konnte (wiener theater-zeitung 11.10.1834).

Ps. da fällt mir ein anderes Foto ein:

„woran erinnern Sie sich in Polen?“ – „an die bösartigkeit. gepaart mit dem gefühl, dass der holocaust noch nicht vorbei war. in der schule reichte allein mein name. die anderen jungen schlugen mich immer. ich rannte nach hause, um nicht verprügelt zu werden. ich war ständig auf der flucht.“
was ihn rettete, war die musik. schon mit fünf wollte er unbedingt ein klavier. „aber meine eltern hatten angst. ein klavier war zu groß, um damit in unseren kleinen innenhof zu kommen, und wir wären ins visier der nachbarn geraten. also brachten sie mir einen koffer. ‚okay, wir haben hier ein klavier‘ für dich, für drinnen.’ – es war ein akkordeon.“
der junge galt als wunderkind. 1953, in der ersten sendung des polnischen fernsehens überhaupt trat er mit kommunistischen hymnen und rimski-korsakows hummelflug auf. er war so gut, dass er nach der ankunft in amerika 1959 gleich ein kulturstipendium gewann. wenig später gab er das klavierspielen komplett auf – und wurde stattdessen einer der innovativsten architekten der neuzeit: daniel libeskind.

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