Witold Pilecki

september 1940. der polnische offizier und katholik witold pilecki lässt sich unter dem falschen namen „tomasz serafiński“ freiwillig bei einer razzia in warschau verhaften, mit dem ziel, nach auschwitz zu kommen, um an interna über das lager heranzukommen, über das bis dato wenig bekannt ist. pilecki ist der erste, möglicherweise auch der einzige, der es darauf anlegt, in ein kz verschleppt zu werden. in jedem fall ist er der erste, der authentische dokumente über den holocaust liefert.
die „nummer 4859“ organisiert untergrundaktivitäten im rahmen des „związek organizacji wojskowej“ (zow) und schickt ab oktober 1940 berichte über den alltag im lager, über folter, demütigungen, hunger, gaskammern und die ermordung der menschen nach warschau, ab märz 1941 auch an die exilregierung in london, ähnlich wie jan karski ab 1942 aus dem warschauer ghetto. pilecki baut darauf, dass die allierten oder die heimatarmee eingreifen. was bekanntlich nicht passierte.
pilecki schmuggelt medikamente, baut einen sender und ein netzwerk von gleichgesinnten auf, sorgt bei der ss für läusebefall, und fliegt beinahe auf. nach 945 tagen im lager und schwindender hoffnung auf eine intervention von außen gelingt ihm im april 1943 die flucht. er versucht weiter, mit detallierten berichten die heimatarmee (die dafür zu schwach ist) und über die londoner exilergierung die allierten zu überzeugen, das lager einzunehmen.
doch die berichte pileckis, der von mehreren millionen toten spricht, werden als übertrieben angesehen und ein luftangriff als zu riskant. pilecki resigniert und beteiligt sich stattdessen 1944 am warschauer aufstand. er wird gefasst und (als offizier, nicht als aufständler) in ein kriegsgefangenlager bei murnau gebracht.
unmittelbar nach der befreiung schreibt er eine monografie über auschwitz, die niemanden interessiert und beginnt dann über sowjetische gräueltaten an polnischen soldaten und offizieren zu recherchieren.
im mai 1947 wird er vom „urząd bezpieczeństwa“, dem kommunistischen „sicherheitsdienst“ verhaftet, in einem schauprozess wegen spionage verurteilt, am 25. mai erschossen und anschließend auf einer müllkippe entsorgt. er wurde 47 jahre alt.

mehr: „freiwillig nach auschwitz. die geheimen aufzeichnungen des häftlings witold wilecki“. orell füssli verlag, zürich

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