„Modigliani – Jude“


Amadeo Modigliani *12. juli 1884 


er kam aus einer der prominentesten sephardischen familien livornos, die mütterlichseits gar mit dem exkommunizierten philosophen baruch spinoza verwandt gewesen sein soll. als er zum studium nach paris wechselte, erlebte er – im zusammenhang mit dem wiederaufnahmeverfahren gegen alfred dreyfus und dank „scharfmachern“ wie dem rassistischen verleger edouard drumont – einen antisemitismus, den der tolerant erzogene junge in italien nie zu spüren bekommen hatte. 

der hübsche „modi“, der stets bettelarm war und sich schnell einen ruhm als trunkenbold und frauenheld erarbeitete, ein techtelmechtel mit der großen dichterin anna achmatowa hatte und nietzsche verehrte, reagierte anders als seine osteuropäischen „kollegen“ marc chagall und chaim soutine auf die xenophobe, judenfeindliche stimmung in paris, provokanter und selbstbewußter. vielleicht auch, weil er anders als sie gut französisch sprach und nach meinung der franzosen nicht jüdisch aussah.

er begann, bilder mit „modigliani – jude“ zu signieren, stellte sich mit „modigliani. ich bin jude“ vor, soll im restaurant einem am nebentisch lauthals singenden nationalisten: „ich bin jude, zur hölle mit dir!“ angebrüllt haben und malte porträts, die die karikaturenhaft gezeichneten jüdischen oder afrikanischen gesichter, die man in der damaligen presse zu sehen bekam, parodierte, und u.a. in langgezogene, maskenhafte gesichter „übersetzte“. und er skizzierte und modellierte in anlehnung an die damals sog. „primitive kunst“ köpfe und masken, die (anders als bei picasso zb.) von sympathie und respekt zeugen.

leider währte sein künstlerdasein nur 14 jahre. modigliani, der schon als kind gekränkelt hat, starb mit 35 jahren. zwei monate vor seinem tod, als er blut zu spucken begann, soll er sich selbst das kaddisch gesungen haben. zwei tage nach seinem tod sprang seine freundin, die 22-jährige jeanne hébuterne, selbst eine begabte malerin, aus dem fenster.

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