
„preußisches liebesglück“ haben kunsthändler dieses bild genannt. wie es ursprünglich hieß, ist nicht bekannt. dafür haben historiker in langer detektivarbeit herausgefunden, dass das exotisch wirkende sujet kein reines phantasieprodukt ist und es den abgebildeten offizier tatsächlich gegeben hat.
der name unseres helden ist Gustav Sabac El Cher. er hatte im wahren leben eine deutlich hellere haut, war waschechter berliner und 22 jahre alt, als der genremaler emil doerstling ihn und seine freundin (über die man leider nichts weiß) 1890 in öl verewigt hat.
gustavs vater, ein nubischer beduinenjunge aus dem sudan, war im alter von etwa sieben jahren nach berlin verpflanzt worden – ein geschenk des ägyptischen vizekönigs an prinz albrecht von preußen (bruder von friedrich wilhelm IV.), als der 1843 ägypten besucht hatte. der prinz nannte sein „mitbringsel“ nach einem ägyptischen guten-morgen-gruß „sabac el cher“ (die einzige arabische redewendung, die er kannte), ließ ihn in berlin auf die vornamen august albrecht taufen und preußisch erziehen. mit 15 jahren wurde august, den man dazu orientalisch eingekleidet hatte, page im palais des prinzen, bald darauf sein kammerdiener und am höhepunkt seiner karriere in einer gut dotierten vertrauensstellung sogar prinzlicher silberverwalter. august sabac el cher begleitete seinen dienstherrren auch bei feldzügen, so im kaukasus, bei der schlacht von königgrätz und im deutsch-französischen krieg und wurde dafür hoch dekoriert. 1867 hatte er in der dreifaltigkeitskirche in der berliner mohrenstraße (sic!) anna maria jung geheiratet, tochter eines wohlhabenden berliner textilkaufmanns und im sechsten monat schwanger von gustav; vermutlich war er aber ohnehin dank seines kontakts zum königshaus, seiner stellung und seines einkommens in den augen ihrer eltern eine gute partie (während in den deutschen kolonien eine heirat zwischen „schwarz und weiß“ zu dieser zeit undenkbar gewesen wäre). drei monate später kam also unser gustav zur welt und ein jahr nach ihm seine schwester elise. bis zum tod des prinzen wohnte die ganze familie im prinz-albrecht-palais in der wilhelmstraße (das spätere reichssicherheitshauptamt, heute standort der topographie des terrors), und danach in einer herrschaftlichen wohnung in der kreuzberger bergmannstraße.
sohn gustav erwies sich früh als hochmusikalisch, bekam geigen-, klarinetten- und oboen-unterricht und begann mit 17 jahren seine laufbahn als musiker in der kapelle des „füsilier-regiments nr. 35 prinz heinrich von preußen“ in brandenburg. als das bild gemalt wurde (sein zwischenzeitlich eingebürgerter vater lebte da nicht mehr), war er dirigent beim ersten ostpreußischen grenadier-regiment in königsberg. dort soll er sich seinen ruf als frauenschwarm (vielleicht daher das glückselige mädchen an seiner seite), toller tänzer und populärer kapellmeister, der auch selbst komponierte und arrangierte, erworben haben. 1901, also elf jahre nach entstehung des bildes, war schluss mit dem fröhlichen junggesellenleben. da heiratete gustav nämlich die königsberger lehrerstochter gertrud perling und bekam mit ihr zwei söhne. 1909 hängte er, vermutlich um seine nun vierköpfige familie angemessen versorgen zu können, die pickelhaube an den nagel, rasierte den kaiser-wilhelm-bart ab und machte sich als kapellmeister in berlin selbständig (in den 1920ern spielte er u.a. beim „symphonischen blasorchester groß-berlin“, dem ersten rundfunkorchester).
1930 kauften gustav und gertrud sabac el cher am krimnicksee in senzig eine bald gut laufende gartenwirtschaft. als die deutschen 1933 die macht an ihre nazis übergaben, war der patriot und kaisertreue ehemalige frontkämpfer zunächst noch begeistert. doch schon kurz darauf blieben plötzlich die gäste weg, sprach man von seinem lokal als „negerkneipe“ und gustav war – bitter enttäuscht – gezwungen, es zu schließen. die beiden versuchten es noch mit einem neuen kaffeehaus in der oranienburger straße 39 in mitte, doch nach ein paar monaten mussten sie auch dort aufgeben. gustav und gertrud starben kurz nacheinander 1934/35. ihre söhne horst und herbert wurden im krieg als „mischlinge zweiten grades“ zur wehrmacht eingezogen – der erste kam um, der sohn des zweiten lebt noch heute in schwaben und hat erst durch die recherchen der historiker erfahren, was für berühmte vorfahren er hat. #integration
das gemälde hängt im deutschen historischen museum.

Die Indentifizierung des dargestellten Musikers als Gustav Sabac el Cher wird vom Deutschen Historischen Museum für falsch gehalten. Es gibt weder Ähnlichkeiten zwischen Sabac auf Fotografien und dem dargestellten Soldaten, noch andere Belege, die für die Identifizierung sprechen würden.
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