Gesichtserkennung

in der faz gelesen (11.4.2020). caspar david friedrichs berühmter „wanderer über dem nebelmeer“, über dessen identität sich kunsthistoriker schon ewig streiten, soll franz christian boll, einen mit cdf befreundeten pastor aus neubrandenburg darstellen. das und die identität von pastor boll auf zwei weiteren gemälden („zwei männer in betrachtung des mondes“ und „kreidefelsen auf rügen“) habe der cfd-biograf detlef stapf jetzt mit modernen methoden der gesichtserkennung herausgefunden.

so etwas finde ich ja immer superspannend. zugleich frage ich mich, ob man per „gesichtserkennung“ in öl gemalte männekens zuordnen kann, von denen gerade mal der hinterkopf oder ein bruchteil des profils zu erkennen ist. vielleicht hat der biograf auch nur 1+1 zusammengezählt.
hab hier und da mal nachgelesen. boll und cdf waren nicht nur dick befreundet, sondern auch miteinander verwandt. cdfs bruder war mit der cousine von bolls frau verheiratet, cdf war bei bolls hochzeit und hat ihn mehrfach in neubrandenburg besucht und gemeinsames wandern im elbsandsteingebirge (siehe nebel) hat auch stattgefunden; auf rügen war der pfarrer ebenfalls wandern (allerdings mit dem maler philipp otto runge), und cdf hat einen gedenkstein für ihn entworfen, nachdem er 1818 an typhus gestorben war. so ganz neu scheint die zuschreibung auch nicht zu sein. sogar bei der alten tante wiki ist zu lesen, dass cdf eine reihe bilder gemalt hat wie den „wanderer über dem nebelmeer“, die als gedächtnisbilder für boll gelesen werden können. 
ganz sicher klären läßt sich das vermutlich auch nicht; cdf hat sich dazu nicht geäußert. aber ob nun boll, goethe, von den brincken, cfd selbst oder eine anonyme idealgestalt verdächtig ist, der nebelmann zu sein, eines ist sicher: der typ hat sich unlängst den nacken ausrasieren lassen – find ich grad am interessantesten an dem fall (keine ausgangsperre und offener friseur, aber statt der wanderei im nebel bitte ein sonnenbad im biergarten:)

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