Chad Varah *12. November 1911 – Gründer der Telefonseelsorge
die erste beerdigung, bei der chad varah 1935 noch als hilfspfarrer assistierte, war ein schlüsselerlebnis für den katholischen priester aus lincolnshire; es brachte ihn dazu, sich einen leben lang für suzidprävention und (sexual-)aufklärung zu engagieren: ein 14-jähriges mädchen hatte sich das leben genommen, weil es glaubte, an einer unheilbaren geschlechtskrankheit zu leiden; dabei hatte sie nur zum ersten mal ihre regelblutung bekommen. wäre sie aufgeklärt gewesen oder hätte jemanden zum reden gehabt, hätte ihr sinnloser tod verhindert werden können, dachte sich varah und schwor sich, etwas zu unternehmen.
1953, er war inzwischen vater von fünf kindern und rektor der kirche st. stephen walbrook in london, kam ihm eine neue idee. zu dieser zeit wurden täglich drei selbstmorde in london registriert, und auch sexualaufklärung gab es immer noch kaum (außer bei ihm selbst, der seit langem vorlesungen für junge leute und paare rund um das thema sexualität und ehe hielt und sich schon mit 25 das etikett „schmutziger alter mann“ verdient habe, wie er später selbstironisch erklärte). mit hilfe seines kirchengemeinderats richtete varah jedenfalls am 12. november 53 die erste notrufnummer für lebensmüde ein und schaltete eine paar wochen später eine anzeige im daily herald, in der er anonyme hilfe für „menschen in seelischen nöten“ anbot, „dial mansionsion 9000 – for a good samaritan“ und „before you commit suicide – ring me up“.
nach kurzer zeit konnte varah die anzahl der eingehenden anrufe nicht mehr alleine bewältigen, so viele emotional isolierte und verzweifelte menschen griffen zu diesem letzten strohhalm und riefen an. er musste auf freiwillige zurückgreifen und gründete 1954 mit „samaritans“ die erste 24-h-helpline. bedingung für die volontäre: sie sollten keine fachleute, dafür aber geduldig und empathisch sein, zuhören können, ohne zu unterbrechen, auf wünsche der anrufer eingehen und ihnen ihre ganze aufmerksamkeit schenken, unabhängig von religion oder herkunft. vom beginn dieser institutionalisierten telefonseelorge an, bestanden daneben weitere prinzipien, die bis heute gelten: der dienst stand jedem/r rund um die uhr und kostenlos zur verfügung, anonymität und schweigepflicht wurden gewahrt, die helfer*innen wurden in kursen aus- und weitergebildet und arbeiteten mehrheitlich ehrenamtlich.
varahs hilfsorganisation breitete sich rasch aus, nach zehn jahren gab es bereits über 40 samariatan-filialen und bald wurde die idee in anderen ländern aufgegriffen – in der bundesrepublik zuerst 1956 in berlin mit der telefonischen „lebensmüdenbetreuung“.
in deutschland ist die telefonseelsorge unter den nummern 0800-111 0 111, 0800-111 0 222 und 116123 zur erreichen oder per mail/chat unter online.telefonseelsorge.de

