»Hier war es, mit Ausnahme der Juden, sehr schön.« 

Bauchgrummeln bei Theo F.


1855, Theodor Fontane, Rezension zu Gustav Freytag: 
»Der Verfasser mag uns glauben, wir zählen nicht zu den Judenfreunden, aber trotz alledem würden wir Anstand nehmen, in dieser Einseitigkeit unsere Abneigung zu betätigen. Wohin soll das führen? Die Juden sind mal da und bilden einen nicht unwesentlichen Teil unserer Gesellschaft, unseres Staates. Zugegeben, daß es besser wäre, sie fehlten oder wären anders, wie sie sind, so wird uns doch umgekehrt der Verfasser darin beipflichten, daß es nur zwei Mittel gibt, sie loszuwerden: das mittelalterliche Hepp, Hepp mit Schafott und Scheiterhaufen oder eine allmähliche Amalgamierung, die der stille Segen der Toleranz und Freiheit ist. Es erscheint uns als eine Pflicht des Schriftstellers – und je höher er steht um so mehr –, alle Empfindungen zu nähren, die jener Toleranz günstig sind, und der Verfasser selbst wird kaum von sich behaupten können, daß er dieser Forderung nachgekommen sei.«

Juli 1872, Theodor Fontane, Schlesisches Tagebuch:
»Die Stadt [Breslau] im Ganzen wirkt sehr gut; der neue wie der alte Theil haben ihre Vorzüge und Reize; nur die Bevölkerungsmacht in dem Mittelpunkt der Stadt und den angrenzenden alten Straßen keinen guten Eindruck. Zuviel Juden, zu viel Unsauberkeit und Häßlichkeit. […] Alles was zur Brunnen-Anlage [in Salzbrunn] gehört, liegt dicht zusammen […] Man wird an Kissingen und Warmbrunn erinnert; Salzbrunn hat indessen etwas schlesisch-Gemüthliches in der Anlage voraus. Es liegt das in dem vielen Laubholz und Plantagenwerk. Ungenießbar wird es indessen durch die Unmasse von Juden, die sich umhertreiben, und nicht feinste Art. Es ist geradezu Juden-Badeort. Dazu gesellen sich die Polen, wodurch es – bei allem Respekt vor diesen – für einen Deutschen nicht gerade angenehmer wird.« 

1.12.1880, Theodor Fontane, an Mathilde von Rohr:
»Nichts von den großen Dingen, nicht einmal von der ›Judenfrage‹, so sehr mich diese bewegt und geradezu aufregt. Nur so viel: ich bin von Kindesbeinen an ein Judenfreund gewesen und habe persönlich nur Gutes von den Juden erfahren – dennoch hab ich so sehr das Gefühl ihrer Schuld, ihres grenzenlosen Übermuts, daß ich ihnen eine ernste Niederlage nicht bloß gönne, sondern wünsche. Und das steht mir fest, wenn sie sie jetzt nichterleiden und sich auch nicht ändern, so bricht in Zeiten, die wir beide freilich nicht mehr erleben werden, eine schwere Heimsuchung über sie herein.« 1.1.1881, Theodor Fontane, Tagebuch: »Zweidrittel aller Menschen im Theater [Gutzkow, ›Königsleutnant‹] waren Juden; ich habe nichts dagegen und gönn es ihnen; aber es gibt doch zu allerhand ängstlichen Betrachtungen Veranlassung, die man mit humanistischen Redensarten, sie mögen so schön und so aufrichtig gemeint wie sie wollen, nicht aus der Welt schaffen wird. Staat und Gesetzgebung müssen bei Zeiten helfen, sonst wird es schlimm.« 

18.8.1882, Theodor Fontane, an seine Frau aus Norderney: 
»Fatal waren die Juden; ihre frechen, unschönen Gaunergesichter (denn in Gaunerei liegt ihre ganze Größe) drängen sich einem überall auf. Wer in Rawicz oder Meseritz ein Jahr lang Menschen betrogen oder wenn nicht betrogen, eklige Geschäfte besorgt hat, hat keinen Anspruch darauf, sich in Norderney unter Prinzessinnen und Comtessen mit herumzuzieren.« 

18.8.1882, Theodor Fontane, Brief an Emilie Zöllner aus Norderney:
»Hier war es, mit Ausnahme der Juden, sehr schön.« 

17.8.1883, Theodor Fontane:
»Die Gesellschaft hier wird immer profilirter, immer ramseshafter«. 

21.8.1893, Theodor Fontane, an seine Tochter aus Karlsbad:
»Die Juden können froh sein, daß ein Lump und ein Verrückter, Ahlwardt und Paasch, den Antisemitismus in die Hand genommen haben, die eigentlichen antisemitischen Prediger sind sie selbst. Die Phrase vom ›unterdrückten Volk‹ existiert immer noch; dabei lassen sie aber alle Welt nach ihrer Pfeife tanzen, und selbst die Kaftan-Juden mit der Hängelocke, die hier Weg und Steg unsicher machen, tragen etwas von Trotz und Übermut zur Schau. Sind auch berechtigt dazu.« 

1893, Theodor Fontane, Notizen zu »Juden in unserer Gesellschaft«:
»Ich bin nicht eigentlich ein Philosemit, mir ist das Germanische lieber. Eine hübsche germanische Frauengestalt ist mir lieber als eine jüdische Schönheit, es ist mir angenehmer, Land- als Stadtleben zu sehn, zum Teil weil das Jüdische da fortfällt, ich liebe die Länder (leider nur wenige noch), wo das Volk germanisch ist, namentlich Skandinavien. – Dann: ihre Berühmtheiten überall. – Dann die Juden als Träger feiner Bildung und Sitte. Natürlich vielfach nicht. Aber vielfach doch.« 

1894, Theodor Fontane (von Sohn Friedrich 1933 im »Ruppiner Stürmer« veröffentlicht):
»Die Meyerheims – man verstehe mich recht – Die Meyerheims sind ein Weltgeschlecht, Sie sitzen im Süden, sie sitzen im Norden, Ums goldne Kalb, sie tanzen und morden, Name gleichgültig, ist Rauch und Schall! Wohl, wohl, der ›Meyerheim‹ sitzt überall.« 

15.3.1898, Theodor Fontane, zur Dreyfuss-Affäre:
»Die gesamte europäische Presse ist eine große Judenmacht, die es versucht hat der Welt ihre Meinung aufzuzwingen.« 

20.3.1898, Theodor Fontane, an Tochter Mete:
»Immer wieder erschrecke ich vor der totalen Verjüdelung der sogenannten heiligsten Güter der Nation«. 

1898, Theodor Fontane, über Georg Friedlaender:
»Und doch Stockjude, so sehr, daß seine feine und liebenswürdige Frau blutige Thränen weint, bloß weil ihr Mann die jüdische Gesinnung nicht los werden kann.« 

12.5.1898, Theodor Fontane, an Friedrich Paulsen (betr. Juden und Deutschtum):
»[…] und das alles unausrottbar […] Überall stören sie (viel, viel mehr als früher), alles vermanschen sie, hindern die Betrachtung der Frage als solcher. Auch der Hoffnungsreichste hat sich von der Unausreichendheit des Taufwassers überzeugen müssen. Das jüdische Volk ist, trotz all seiner Begabungen, ein schreckliches Volk, nicht ein Kraft und Frische gebender ›Sauerteig‹, sondern ein Ferment, in dem die häßlicheren Formen der Gärung lebendig sind – ein Volk, dem von Uranfang an etwas dünkelhaft Niedriges anhaftet, mit dem sich die arische Welt nun mal nicht vertragen kann. […] es wäre besser gewesen, man hätte den Versuch der Einverleibung nicht gemacht. Einverleiben lassen sie sich, aber eingeistigen nicht. Und das alles sage ich (muß es sagen), der ich persönlich von den Juden bis diesen Tag nur Gutes erfahren habe.«

Ja doch, es gibt auch judenfreundliches bei Fontane, und ja, er war mit ein paar Semiten privat, und ja, der Zeitgeist, und ja, der Kontext, und ja, bedeutender Dichter… Überhaupt, vielleicht sollte man besser die beneiden, die (wie bei Wagner etwa) in der Lage sind, das Eine ohne das Andere zu denken, und zu genießen. 

»Ach, Luise, laß… ein zu weites Feld«

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